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Betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind kein Thema nur für Konzerne. Auch als Selbstständiger, Freelancer oder Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens solltest du deine Zahlen im Griff haben. Denn nur wenn du deine Unternehmenszahlen kennst, kannst du dein Business gezielt steuern. Viele Unternehmer scheuen sich davor, weil sie glauben, Kennzahlen seien kompliziert oder nur für Buchhalter relevant. Das ist ein Irrtum. In diesem Beitrag zeige ich dir, warum betriebswirtschaftliche Kennzahlen nicht kompliziert sein müssen, wie du sie einfach auswertest und wie du typische Fehler vermeidest. Am Ende hast du eine klare Vorstellung davon, wie du deine wichtigsten Kennzahlen analysierst und sogar eine betriebswirtschaftliche Kennzahlen PDF für dein Unternehmen erstellst.
Viele Unternehmer verbinden betriebswirtschaftliche Kennzahlen mit Excel-Monstern, Steuerberatersprache und komplexen Formeln.
Tapeten aus Grafiken, Diagrammen und noch mehr Zahlen.
Das ist der Grund, warum sie das Thema vor sich herschieben, oft so lange, bis es zu spät ist.
Die Wahrheit ist: Du musst kein BWL-Studium haben, um deine wichtigsten Kennzahlen zu verstehen.
Warum?
Weil die meisten Kennzahlen nur aus zwei Bestandteilen bestehen: Zahlen, die du ohnehin kennst z.B. dein Umsatz, deine Kosten oder dein Gewinn. Es sind einfache Rechnungen, wie Prozentwerte oder Verhältnisse.
Ein kurzes Beispiel: Du willst wissen, wie hoch dein Gewinnanteil am Umsatz ist? Dann teilst du den Gewinn durch den Umsatz und multiplizierst mit 100. Das ist keine Wissenschaft, es ist einfache Mathematik mit wertvollem Praxisbezug.
Betriebswirtschaftliche Kennzahlen wirken kompliziert, wenn man sie losgelöst betrachtet. In Wahrheit zeigen sie dir aber das, was du sowieso wissen möchtest:
Das Ziel ist nicht, Tabellen mit 50 Kennzahlen zu erstellen oder bunte Dashboards zu visualisieren. Das Ziel ist, in 5 Minuten zu erkennen, ob dein Geschäft gesund ist. Wenn du das verinnerlichst, verlierst du die Angst vor den Zahlen und was dahinter steckt.
Stell dir vor, du fährst Auto.
Allerdings ohne Tacho, ohne Tankanzeige, ohne Drehzahlmesser.
Würdest du das machen?
Wahrscheinlich nicht. Kennzahlen sind im Unternehmen das Gleiche wie Anzeigen im Auto. Der Umsatz ist dein Tachometer. Er zeigt, wie schnell du unterwegs bist. Der Gewinn ist der Tankfüllstand. Er sagt dir, wie weit du mit dem verdienten Geld kommst. Die Liquidität ist wie die Reserveanzeige. Wenn sie leuchtet, wird es Zeit zum Handeln. Das ist der Kern von „betriebswirtschaftliche Kennzahlen einfach erklärt“. Es geht nicht um akademische Definitionen, sondern um alltagstaugliche Steuerungsgrößen.
Hier ein paar wichtige Beispiele (ohne komplizierte Fachsprache):
Wie du siehst, sind Kennzahlen nichts anderes als deine Unternehmenspraxis. Nur besserer, da sind in messbarer Form existieren. Wichtig ist nicht die Zahl selbst, sondern die Bedeutung dahinter. Du musst nicht jede Kommastelle wissen, sondern verstehen, was die Zahl für deinen Alltag bedeutet.
Bevor du Kennzahlen berechnest, brauchst du eine saubere Basis: deine Unternehmenszahlen. Viele Unternehmer sammeln zwar Daten, aber nutzen sie nicht strategisch.
Das ist verschenktes Potenzial.
Dein Überblick über Unternehmenszahlen, die du regelmäßig kennen solltest:
Der Umsatz ist der Ausgangspunkt für fast jede betriebswirtschaftliche Auswertung. Schau dir nicht nur den Gesamtumsatz an, sondern auch:
Kennst du deine Fixkosten und variablen Kosten? Das ist wichtig, um herauszufinden, wie flexibel dein Unternehmen ist.
Beispiele:
Wenn dein Fixkostenblock zu groß wird, bist du weniger beweglich bei Umsatzrückgängen.
Der Gewinn ist nicht nur „das, was am Ende übrig bleibt“. Es lohnt sich, den Gewinn genauer zu betrachten:
Ein zu geringer Gewinn trotz hoher Umsätze zeigt dir sofort: Hier stimmt die Kostenstruktur nicht.
Wie viel Geld hast du wirklich auf dem Konto? Das unterscheidet sich oft vom Gewinn. Denn Gewinn kann in offenen Forderungen oder Lagerbeständen stecken, ohne dass er verfügbar ist. Die Liquidität ist deshalb einer der wichtigsten Werte für dein Tagesgeschäft.
Welche Zahlungsverpflichtungen hast du in den nächsten Monaten? Diese Zahl solltest du immer im Blick haben, um Engpässe zu vermeiden.
Wie du den Überblick behältst?
Erstelle dir eine monatliche Übersicht mit den wichtigsten Unternehmenszahlen, um in wenigen Minuten zu sehen, ob dein Unternehmen gesund ist oder Handlungsbedarf besteht:
Kennzahl pro Monat | Wert |
---|---|
Umsatz | 10.000 € |
Fixkosten | 4.000 € |
Variable Kosten | 3.000 € |
Gewinn (Brutto) | 3.000 € |
Kontostand | 8.500 € |
Offene Rechnungen | 5.000 € |
Verbindlichkeiten | 4.500 € |
Hier sind drei einfache Kennzahlen, die du neben den Unternehmenszahlen selbst nutzen kannst:
In großen Unternehmen ist es üblich ein eigenständiges Controlling zu haben. In Konzernen kümmern sich Spezialisten nur um das Erstellen von Kennzahlen und Reports. Als Kleinunternehmer hast du diesen Luxus nicht. Du bist oft gleichzeitig Geschäftsführung, Vertrieb, Buchhaltung und Kundenservice. Gerade deshalb brauchst du einfache betriebswirtschaftliche Kennzahlen in deinem Kleinunternehmen. Und du dich damit bald auch als Controller bezeichnen kannst. Schließlich willst du auch ohne großen Verwaltungsapparat den Überblick behalten.
Zusammengefasst - Kleinunternehmen haben andere Anforderungen als Großkonzerne:
Großunternehmen | Kleinunternehmen |
---|---|
Detaillierte Reports für Gesellschafter, Banken, Aktionäre etc. | Einfache Übersichten für den Unternehmer selbst |
Jahresabschlüsse mit externer Prüfung | EÜR oder schlechte Zusammenfassung vom Steuerbüro |
Kennzahlen für verschiedene Geschäftsbereiche | Fokus auf die Gesamtunternehmensentwicklung |
Du brauchst keine Kennzahlen-Explosion, sondern einen kompakten Satz an Werten, die dir regelmäßig sagen, ob dein Geschäft auf Kurs ist. Als Kleinunternehmen profitierst du besonders von:
Kennzahlen zu haben reicht nicht. Du musst sie auch regelmäßig auswerten. Die Auswertung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen ist dein Frühwarnsystem. Sie hilft dir, Trends frühzeitig zu erkennen, statt auf Krisen zu reagieren, wenn es zu spät ist.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Auswertung
Hole dir alle relevanten Unternehmenszahlen aus deiner Buchhaltung, deinem Konto und deinen Belegen. Nutze am besten eine Excel-Tabelle oder ein Online-Tool, in dem du alle Daten zusammenführst.
Setze die bereits benannten Unternehmenszahlen in Beziehung.
Stell die Kennzahlen des aktuellen Monats den Werten aus den letzten Monaten oder dem Vorjahr gegenüber. So erkennst du sofort Veränderungen.
Hast du dir Ziele gesetzt? Vergleiche die aktuellen Kennzahlen mit deinen Planzahlen. Bist du im Soll? Oder gibt es Abweichungen?
Nutze Diagramme oder Ampelsysteme. So kannst du auf einen Blick erkennen, wo es gut läuft und wo Handlungsbedarf besteht.
Beispiel für eine einfache Auswertung
Kennzahl | Vorjahr | Aktuell | Veränderung |
---|---|---|---|
Umsatzrentabilität | 8 % | 5 % | -3 % |
Liquidität | 120 % | 95 % | -25 % |
Eigenkapitalquote | 30 % | 28 % | -2 % |
Dein Umsatz steigt vielleicht, aber dein Gewinnanteil sinkt. Das ist ein Alarmsignal. Es zeigt: Deine Kosten steigen stärker als dein Umsatz.
Die Auswertung ist der erste Schritt. Der zweite und wichtigere ist die Interpretation deiner Kennzahlen. Denn Zahlen alleine sagen dir noch nicht, was du tun sollst. Das etwas besser oder schlechter läuft, ist zwar gut zu wissen, aber nicht ausreichend. Du solltest immer nach den Ursachen suchen und daraus konkrete Maßnahmen ableiten. Für eine gute Auswertung gehören auch immer Zielwerte hinzu. Was will ich überhaupt erreichen oder wo steht die Konkurrenz? Erst die richtige Deutung bringt den Mehrwert.
So interpretierst du deine Kennzahlen richtig. Stelle dir zu jeder Kennzahl folgende Fragen:
Beispiel: Eine Liquidität von 95 Prozent bedeutet, dass du deine kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht vollständig aus eigenen Mitteln decken kannst. Das ist kritisch.
Wenn du weißt, wie andere in deiner Branche dastehen, kannst du deine Zahlen besser einordnen. Mit etwas Onlinerecherche kannst du typische Branchenwerte finden, zum Beispiel bei Industrie- und Handelskammern, Branchenverbänden oder in Fachzeitschriften. Vergleiche deine Kennzahlen mit diesen Durchschnittswerten. Liegt deine Eigenkapitalquote deutlich unter dem Branchenschnitt, solltest du prüfen, wie du deine Finanzierung verbessern kannst. Bist du besser als der Durchschnitt, ist das ein Wettbewerbsvorteil. Du sollstest andere Marktbegleiter in diesen Bereichen nicht kopieren, sondern nur als Orientierung nutzen.
Jede Kennzahl sollte eine Konsequenz haben. Beispiel: Steigt der Cashflow? Dann kannst du investieren. Sinkt der Gewinn trotz steigendem Umsatz? Dann solltest du deine Kosten prüfen. Ein weiteres Beispiel: Dein Break-even wird später erreicht, als berechnet. Dann sind deine Fixkosten zu hoch oder dein Umsatz reicht nicht. Folglich sind die Fixkosten zu senken oder der Vertrieb ankurbeln.
Häufige Fehler sind:
Betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind dein Navigationssystem für unternehmerische Entscheidungen. Besonders als Kleinunternehmer solltest du wissen, wie du deine Unternehmenszahlen einfach auswertest. Denn viele kleine Unternehmen steuern „aus dem Bauch heraus“. Du dagegen triffst faktenbasierte Entscheidungen. Kennzahlen müssen nicht kompliziert sein. Wenige, aber dafür regelmäßig gepflegte Kennzahlen reichen aus. Starte am besten heute damit, deine wichtigsten Kennzahlen zu erfassen. So steuerst du dein Unternehmen sicher und auf Augenhöhe mit Banken, Partnern und der Konkurrenz. Wenn du Unterstützung bei der Erstellung deiner Kennzahlen-Übersicht brauchst, melde dich gerne bei uns.