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Es klingt sehr simpel und überzeugend: Kalkulation einfach erklärt. Doch in der Praxis fällt es vielen schwer, ihre Preise wirklich sauber zu berechnen. Gerade wenn du selbstständig bist oder ein kleines Unternehmen führst, kann das schnell teuer werden. Zu niedrige Preise ruinieren deinen Gewinn. Zu hohe Preise vertreiben dir die Kunden. Deshalb ist es wichtig, dass du genau weißt, wie du deine Kalkulation richtig angehst. In diesem Artikel zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du deine Kosten kalkulierst, den Verkaufspreis festlegst und deinen Stundenlohn berechnest. Du bekommst keine trockene Theorie, sondern eine Anleitung, die du direkt anwenden kannst. Wir erklären Kalkulation wirklich einfach.
Was bedeutet Kalkulation eigentlich?
Bevor wir tiefer einsteigen, klären wir kurz den Begriff. Kalkulation bedeutet, dass du alle anfallenden Kosten systematisch ermittelst und daraus den Preis für dein Produkt oder deine Dienstleistung berechnest. Du schaust dir also genau an:
Das Ziel der Kalkulation ist es, den Verkaufspreis so festzulegen, dass alle Kosten gedeckt sind und du trotzdem Geld verdienst.
Beachte: Kalkulation ist nicht in jeder Branche gleich.
Je nachdem, in welcher Branche du arbeitest, unterscheidet sich die Kalkulation deutlich. Warum dieser Unterschied wichtig ist?
Je nach Branche musst du unterschiedliche Kalkulationsmethoden anwenden.
Deshalb gibt es keine pauschale Formel für alle.
Aber das Grundprinzip bleibt immer gleich:
Du brauchst eine klare Übersicht über deine Kosten und musst wissen, was du
verlangen musst, um wirtschaftlich zu arbeiten. Hier ein Überblick:
Bevor du überhaupt an den Preis denkst, musst du wissen, welche Kosten bei dir anfallen. Das ist der wichtigste Schritt in jeder Kalkulation. Wenn du deine Kosten nicht kennst, kannst du keinen sinnvollen Preis festlegen. Und genau das passiert vielen Selbstständigen: Sie schätzen irgendwas, hoffen auf den Marktpreis und wundern sich später, warum am Monatsende nichts übrig bleibt.
Bei der Kalkulation der Kosten unterscheidet man in der Regel zwischen:
Fixkosten:
Das sind alle Kosten, die jeden Monat anfallen, egal wie viel du verkaufst. Beispiele sind Miete, Versicherungen, Software-Abos oder dein Steuerberater.
Variable Kosten:
Diese Kosten entstehen nur, wenn du etwas produzierst oder eine Dienstleistung erbringst. Zum Beispiel Materialkosten, Verpackung oder Fahrtkosten zu Kunden.
Personalkosten (auch eigene Arbeitszeit):
Dazu gehört dein eigener Lohn oder der deiner Mitarbeiter. Auch das solltest du bei der Kalkulation der Kosten nicht vergessen.
Praxis-Tipp:
Schreib dir alle Kosten einmal komplett auf. Viele nutzen dafür eine einfache Excel-Tabelle oder ein Kalkulationstool. Sei ehrlich zu dir selbst und rechne realistisch, sonst rechnest du dich reich und hast am Ende trotzdem Verluste.
Wenn du deine Kosten kennst, kannst du deinen Verkaufspreis kalkulieren. Das Ziel: Deine Kosten decken und gleichzeitig Gewinn machen. Laut einer Studie des Bundesministeriums scheitern junge Unternehmen in Deutschland daran, weil sie ihre Preise falsch bewerten. Das zeigt, wie wichtig eine gute Kalkulation des Verkaufspreises ist.
Wie kalkulierst du den Verkaufspreis? Es gibt verschiedene Methoden, um den Verkaufspreis zu kalkulieren. Hier eine einfache Variante, die du direkt nutzen kannst:
Gesamtkosten + gewünschter Gewinn = Netto-Verkaufspreis
Dann noch die Mehrwertsteuer draufschlagen und du hast deinen Brutto-Preis.
Beispiel:
Rechnung:
Mit 19 % Umsatzsteuer:
Viele Selbstständige verkaufen ihre Zeit. Und genau da wird es heikel, denn den eigenen Stundenlohn zu kalkulieren ist schwieriger, als es aussieht. Oft wird einfach der Stundenlohn aus dem letzten Angestelltenjob übernommen. Das funktioniert aber nicht.
Warum? Weil du als Selbstständiger ganz andere Kosten hast:
Hier eine einfache Methode: Dein Mindestpreis und Marktcheck Ziel ist es, herauszufinden, welchen Umsatz du pro Jahr erwirtschaften musst, um deine Kosten zu decken und dein realistisches Wunscheinkommen zu erzielen. Das ist dein persönlicher Break-even-Point pro Stunde.
Was brauchst du pro Jahr? (Gesamtkosten)
Summe A = (Gewünschtes Netto-Jahreseinkommen) + (Private Nebenkosten) + (Jährliche Betriebskosten)
Wie viele Stunden kannst du wirklich fakturieren? (Fakturierbare Stunden)
Summe B = (Verbleibende Arbeitstage) * (Tägliche Arbeitszeit) * (Anteil fakturierbarer Zeit, z.B. 60% oder 0,60)
Dein Netto-Stundensatz (ohne Umsatzsteuer)
Netto-Stundensatz = Summe A (Gesamtkosten pro Jahr) / Summe B (Fakturierbare Stunden pro Jahr)
Dein Brutto-Stundensatz (für den Kunden)
Wenn du umsatzsteuerpflichtig bist (und nicht die Kleinunternehmerregelung nutzt), schlägst du die Umsatzsteuer (aktuell 19% in Deutschland) noch auf deinen Netto-Stundensatz auf.
Brutto-Stundensatz = Netto-Stundensatz * 1,19
Nehmen wir an, du bist ein Marketing-Freelancer und möchtest folgendes realistisches Einkommen und Kosten abdecken:
Summe A (Gesamtkosten pro Jahr) = 50.000 € + 8.000 € + 12.000 € = 70.000 €
Summe B (Fakturierbare Stunden pro Jahr) = 1656 Stunden - 662 Stunden = 994 Stunden (runden wir für Einfachheit auf ca. 1.000 Stunden)
Netto-Stundensatz:
Brutto-Stundensatz (für den Kunden, inkl. 19% USt):
Das bedeutet, um alle deine Kosten zu decken und dein realistisches Wunscheinkommen von 50.000 € netto zu erzielen, müsstest du mindestens 83,30 € pro Stunde berechnen (wenn du umsatzsteuerpflichtig bist).
Die Wahrheit hinter dem Stundensatz: Mehr als nur Rechnen
Der berechnete Stundensatz ist dein unterer Schmerzgrenzwert. Wenn dein Wunsch-Jahreseinkommen jedoch zu einem unrealistisch hohen Stundensatz führt, ist dein Einkommensziel für ein reines "Stunden-gegen-Geld"-Modell vielleicht unrealistisch: Ein einzelner Freelancer kann nicht unendlich viele Stunden arbeiten oder astronomische Stundenlöhne am Markt durchsetzen, es sei denn, er hat eine extrem seltene und wertvolle Spezialisierung. Du musst dein Geschäftsmodell überdenken: Um höhere Einkommen zu erzielen, musst du oft von reiner Zeit-Abrechnung wegkommen. Das bedeutet:
Die Stundenkalkulation ist also nicht dazu da, dir ein Fantasiegehalt zu ermöglichen, sondern um dir eine fundierte Basis für deine Preisgestaltung zu geben und zu zeigen, ob deine Einkommensziele mit deinem aktuellen Modell realistisch sind. Sie zwingt dich, über deine Kosten, deine verfügbare Zeit und deinen Marktwert nachzudenken.
Diese Zahlen dienen als realistische Grundlage für die Kalkulation eines Stundensatzes als Selbstständiger. Das Modell berücksichtigt, dass neben der eigentlichen Kundenarbeit auch Zeit für Verwaltung, Buchhaltung, Angebotswesen, Marketing, Controlling und strategische Entwicklung benötigt wird. Je nachdem, wie du dein Geschäftsmodell aufstellst, kannst du die operativen Stunden erhöhen oder senken. Wenn du beispielsweise Assistenzen oder externe Dienstleister für Buchhaltung, Marketing oder Controlling beschäftigst, können die Verwaltungs- und Entwicklungstätigkeiten anteilig auf Gemeinkosten umgelegt werden.
Gerade wenn du am Anfang stehst, passieren schnell typische Fehler bei der Kalkulation. Hier die häufigsten und wie du sie vermeidest:
Fehler 1: Du vergisst Kosten
Viele denken nur an Material und Lohn.
Aber was ist mit Miete, Versicherung, Steuerberater, Laptop oder Internet?
All diese Posten musst du in deiner Kalkulation der Kosten berücksichtigen.
Lösung: Mach eine vollständige Kostenliste und aktualisiere sie regelmäßig.
Fehler 2: Du kalkulierst deinen Stundenlohn zu niedrig
Wenn du deinen Stundenlohn kalkulierst, unterschätzt du schnell den Aufwand,
der nicht bezahlt wird.
Kundenakquise, E-Mails beantworten, Buchhaltung – das kostet alles Zeit.
Lösung: Rechne lieber konservativ und plane Puffer ein.
Fehler 3: Du orientierst dich nur an der Konkurrenz
Natürlich solltest du wissen, was der Markt verlangt.
Aber wenn deine Preise nicht deine Kosten decken, nützt dir der günstigste
Preis nichts.
Lösung: Kalkuliere deinen Verkaufspreis, bevor du auf den Markt schaust. Erst danach kannst du überlegen, wie du dich positionierst.
Du siehst: Kalkulation einfach erklärt heißt nicht, dass es banal ist.
Aber mit den richtigen Schritten bekommst du Klarheit.
Kenne deine Kosten und berechne deinen Stundenlohn realistisch. Anschließend
kalkuliere deinen Verkaufspreis so, dass Gewinn übrig bleibt
So stellst du sicher, dass dein Business auf gesunden Beinen steht und du nicht zu den Unternehmen gehörst, die weger schlechter Verkaufspreis Kalkulation scheitern.
Wenn du Unterstützung bei der Verkaufspreis oder Stundensatz Kalkulation benötigst,
melde dich gerne bei uns.
Gemeinsam finden wir heraus, wie du deine Preise optimal kalkulierst.
Alternativ haben wir Online ein Hilfsmittel gefunden:
Blitzrechner.de/
Es ist nicht ganz intuitiv, aber es ist eine gute Startmöglichkeit, wenn du keine Lust auf eigene Berechnungen hast.
Komplette Kalkulation für den Austausch von 5 Fenstern
Ausgangslage:
Austausch von 5 Kunststofffenstern (3-fach-Verglasung, 1,2 × 1,4 m).
Inklusive: Ausbau, Einbau, Dämmung der Laibung, Abdichtung (RAL), Entsorgung
der Altfenster. Die Anfahrt inkl. Fahrtzeit wird separat berechnet.
Position | Menge | Einzelpreis | Summe |
---|---|---|---|
Kunststofffenster (3-fach-Verglasung) | 5 | 400 € | 2.000 € |
Montagematerial (Schrauben, Bauschaum, Keile) | 5 | 30 € | 150 € |
Dichtungsbänder (innen/außen, RAL) | 5 | 25 € | 125 € |
Dämmmaterial (Mineralwolle, Kompriband) | 5 | 20 € | 100 € |
Entsorgung Altfenster | 5 | 20 € | 100 € |
Summe Materialkosten | 2.475 € |
zzgl. 10% Aufschlag für Beschaffung und Verwaltung = 2.722,5 €
Position | Preis netto |
---|---|
Fahrzeugpauschale inkl. Fahrtzeit | 50 € |
Tätigkeit | Zeit je Fenster | Gesamtzeit |
---|---|---|
Ausbau alte Fenster | 0,75 Std | 3,75 Std |
Vorbereitung Laibung | 0,5 Std | 2,5 Std |
Einbau der neuen Fenster | 1 Std | 5 Std |
Abdichtung innen & außen | 0,5 Std | 2,5 Std |
Dämmung der Laibung | 0,25 Std | 1,25 Std |
Aufräumen & Entsorgung | pauschal | 1 Std |
Summe Arbeitszeit | 16 Std |
Posten | Wert |
---|---|
Bruttolohn Mitarbeiter | 20,00 € |
Sozialabgaben Arbeitgeber-Anteil (22 %) | 4,40 € |
Krankheitsrisiko (10 Tage, Ø 4,5 %) | 0,90 € |
Sonstige Nebenkosten (Berufsgenossenschaft, Weiterbildung etc.) | 0,60 € |
Summe Lohnkosten pro Stunde (Basis) | 29,90 € |
Ansatz: 35 % Gemeinkostenzuschlag
29,90 € × 35 % = 10,47 € Gemeinkosten je Stunde
Kalkulatorischer Gewinn: 10 %
Kalkulatorisches Risiko und Wagnis: 2%
(29,90 € + 10,47 €) × 12 % = 4,36 € Gewinn je Stunde
Kostenblock | Betrag |
---|---|
Lohn inkl. Nebenkosten | 29,90 € |
Gemeinkosten | 10,47 € |
Gewinn | 4,36 € |
= 44,73 € pro Stunde
Summe Arbeitszeit x Endgültiger Verrechnungssatz = 16 Stunden × 44,73 € = 715,68 € netto
Posten | Betrag |
---|---|
Materialkosten | 2.722,5 € |
Arbeitskosten | 715,68 € |
Anfahrtskosten | 50 € |
Summe Einzelkosten | 3.488,18 |
Zusätzlich zum Stunden-Gewinnaufschlag kann bei projektbezogener Kalkulation noch ein fixer Gewinnzuschlag auf den Auftrag erfolgen.
In diesem Fall verzichten wir darauf, da der Gewinn bereits im Stundensatz
enthalten ist.
Projekt-Gewinnzuschlag: 0 € (bereits berücksichtigt)
3.488,18 € netto
3.488,18 € × 1,19 = 4.150,93 € brutto
Leistung | Preis |
---|---|
Austausch von 5 Kunststofffenstern (3-fach-Verglasung), inkl. Einbau, Dämmung, Abdichtung, Entsorgung, Anfahrt | 4.150,93 € brutto |